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Holger
- 13. October 2012 in Aktivitäten, Australien, Photoblog, Reiseblog
West MacDonnell Ranges: Simpsons Gap, Standley Chasm, Ellery Creek Big Hole, Ochre Pits, Ormiston Pound, Glen Helen Gorge
Yeperenye – zwei riesige Tausenfüssler liegen in der Wüste inmitten Australiens. Die Weißen nennen sie “West MacDonnel Ranges” und “East MacDonnel Ranges” und erklären diese Bergmassive mit komplexen geologischen Herleitungen: Ein großes Meer, Sedimentablagerungen, Druck durch das Wasser verfestigt das Sediment zu unzähligen Gesteinsschichten. Das Meer trocknet aus (vor ein paar Hundert Millionen Jahren) und der Wind der Wüste trägt die leichteren Gesteine ab. Die festeren bleiben und bilden (u.a.) die MacDonnel Ranges.
Eine Tagestour zu den West MacDonnell Ranges?
Wir standen in einem Tourbüro in Alice Springs und kamen uns etwas fehl am Platze vor. Schließlich sind wir unabhängige Reisende mit eigener Mobilität! (Ja, Freunde, wir sind soooo unabhängig, dass ich sogar “independent” auf den Hintern tätowiert habe! So! Mehr geht nu wirklich nicht!)
Wir sind eigentlich keine Tourentypen, was auch viel damit zu tun hat, dass ich mit meinem angewandten mobilen Technikchaos (auch Fotografie genannt, mit viel gutem Willen) meistens dreimal so lange für irgendwas brauche als der durchschnittliche Tourist.
Aber wir waren in Alice Springs. Und wir wollten uns die Gegend anschauen – möglichst effizient und möglichst ohne den Sprit und die horrenden Übernachtungskosten für Uluru berappen zu müssen.
Wir blätterten uns durch die Broschüren und begannen, mit Denise, der Gründerin und Besitzerin von Emu-Tours zu plaudern. Ich mag ja Unternehmer gerne (in Belize haben wir Unternehmer kostenlos beraten, wenn sich die Gelegenheit bot) und Denise ist Vollblutunternehmerin inklusive grandioser Geschichte:
Ich hatte für eine andere Tourfirma gearbeitet aber ich hatte immer Probleme mit dem Chef. Der sagte mir, dass ich zu nett zu den Gästen bin und mir zu viel Zeit nehme. Dass die Firma zuerst kommt. Also hab ich gekündigt und bin nach Sydney geflogen, hab mir Geld geliehen und einen großen Van gekauft. Am nächsten morgen beim Frühstück hatte meine Tochter, bei der ich übernachtete, den Fernseher an. ‘Was für einen Film schaust du denn da?’, fragte ich sie. ‘Das ist kein Film, das passiert wirklich”‘ sagte sie. Es war der 11. September 2001. Am nächsten Tag ging Ansett pleite, die einzige Fluggesellschaft, die ausser Quantas Alice Springs anflog. Das fing ja gut an.
Ich setzte mich in meinen neuen Bus und fuhr nach Alice Springs. Als ich aus Sydney herausfuhr, wurde mir klar, dass ich noch nie in meinem Leben so weit gefahren war. Und auch noch durch die Wüste!
Aber Denise kam an und begann alleine Touren anzubieten. Die Leute fragte nach mehr Touren und sie bot mehr Touren an.
Mittlerweile ist der Fuhrpark gewachsen und auch die Zahl der Angestellten. In den ersten 10 Jahren hat sie so 110,000 Besuchern Alice Springs, die West MacDonnel Ranges, Uluru und Kata Tjuta gezeigt.
Wir flippten durch die Ordner mit dem Feedback der Gäste. Langsam klang das mit den Touren sehr angenehm. Alle lobten das Essen.
Am nächsten morgen stand um 8 Uhr ein kleiner Bus vor unserem Campingplatz.
Im Bus erwartete uns genau das, was in so einen Tour Bus gehört: 2 Ehepaare, ein einzelner Backpacker und eine Familie mit 3 jugendlichen Kindern.
Simpsons Gap
Über Mount Dillon ging es zur Simpsons Gap. Obwohl Alice Springs und Umgebung gerade die längste Dürre seit 1972 hatten (mehr als 5 Monate kein Regen) fanden wir ganz hinten in der Schlucht tatsächlich noch ein bißchen Wasser:
Die Wallabies fanden das mit dem Wasser wohl auch prima, denn sie waren nicht wirklich scheu und posierten für die Kamera.
Es ist ein bißchen befremdlich, wenn man in der Wüste in einem staubtrockenen Flussbett solche Schilder findet. Aber es gibt hier in der Wet Season wohl wirklich Wasser. Und Krokodile?
Standley Chasm
Mit dem Bus geht es weiter die WestMacs entlang, die im rot der Morgensonne leuchten. Im Standley Chasm laufen wir ein ausgetrocknetes Flussbett entlang, klettern über Baumstämme und große und kleine Wacker. Es riecht nach Asche und auch auch noch irgendwie feucht – im Boden muss noch einiges an Wasser sein.




In der Schlucht verbünde ich mich mit Paul, einem Geologen/Ingenieur aus dem Süden. Paul ist auch am fotografieren und wir verbünden uns notgedrungen (eigentlich haben wir beide kein Interesse an Kommunikation, solange wir die Kameras vor der Nase haben) als wir merken, dass unsere Frauen gerade spontan eine Selbsthilfegruppe für vernachlässigte Ehefrauen von Fotografen gegründet haben.
Wir vier kommen 20 Minuten zu spät zurück zum Bus, wo die anderen uns mit Johlen und Gröhlen erwarten: “Was ist der Unterschied zwischen einem Touristen und einem Anhalter?” ruft uns die Gruppe zu. “2 Minuten!”
Wir stopfen uns Kekse und Tee in den Mund (für den die anderen 20 Minuten mehr Zeit hatten) und hüpfen in den Bus.
Wir werden für den Rest des Tages die Letzten sein, die am Bus ankommen.
Ochre Pits
Wir fahren zu den Ochre Pits. Als die Bustür aufgeht renne ich los – denn ich habe einen Plan. Wenn ich vor der Gruppe bin, kann ich nicht der Letzte sein!
Ich folge den Wegweisern und stehe 5 Minuten später allein auf weiter Flur. Leider habe ich nicht aufgepasst, was Ochre überhaupt heißt und weiß nun nicht, wonach ich Ausschau halten soll. Zum Glück kommt die Gruppe bald und zeigt mir dir bunten Felsschichten, die von den Aborigines zur Bemalung von Wänden und Gesichtern genutzt werden. Klar. Ochre heisst Ocker. Hätt ich auch drauf kommen können.
Ormiston Gorge
Ich bin natürlich wieder der letzte im Bus, aber immerhin nicht mit Verspätung. Es geht zur Ormiston Gorge und ich sitze im Bus und grinse. So viele Fotos, so viele Locations und das alles ohne Fahren, Spritkosten oder irgendeine Sorge. Fühlt sich an wie Urlaub. Großartig.
An der Ormiston Gorge gibt es erstmal Mittag.
Im Anschluss haben wir die Wahl: Schwimmen im Wasserloch oder hoch in die Schlucht wandern. Da die Aussicht auf ein Wasserloch, dass seit 5 Monaten kein Frisches Wasser gesehen hat nicht so toll ist wie die Aussicht auf … naja … Aussicht, wandern wir hoch. Es lohnt sich.
Irgendwann stehe ich oben in der Schlucht, genieße die Aussicht und versuche (ohne Erfolg) das Rock Wallaby vor die Linse zu kriegen, das mit mir Fangen spielt. Irgendwas hab ich vergessen. Was nur? JA, der Bus!
Ich renne die Schlucht runter, bin ja schon viel zu spät dran.
Als ich ankomme ist der Bus noch da aber zu – alle anderen liegen im Wasserloch und genießen die Abkühlung.
Unser Highlight: Glen Helen
Ein paar Tage zuvor hatte ich – wie immer – auf Facebook nach Tipps rund um Alice gefragt. Glen Helen wurde uns empfohlen. Und da ging die Reise nun hin.
Glen Helen ist das schönste Wasserloch, das wir bis hierher gesehen haben in Australien. Der Fluß, der es speist ist geologisch gesehen, der älteste Flusslauf der Welt.
Hier gingen alle Schwimmen – inklusive unserer Führerin Julie, die sich irgendwann einfach mit Klamotten in das glasklare Wasser fallen lies.
Ellery Creek Big Hole
Schon auf dem Rückweg Richtung Alice gab es nochmal einen Schwimmstop: Ellery Creek Big Hole. “Für Leute aus Alice ist das quasi unser Stadtstrand” hatte Julie uns erklärt, und ungefähr so voll war es auch. Ein Wasserloch in einer Dürreperiode halt.
Der Tag ging zu Ende und ich saß im Bus auf dem Heimweg und sortierte Fotos.
Wir waren auf einer Tour gewesen. Das passte so gar nicht zu uns. Und es war großartig. Entspannend. Keine Gedanken machen. Nur angucken, genießen, Fotos schießen und versuchen, den Bus nicht zu verpassen.
Als wir im Campground ankamen waren wir müde und entspannt und fielen sofort ins Bett. Schließlich standen noch 2 Tour-Tage an.
Fortsetzung (Kings Canyon und Uluru/Ayers Rock) folgt!
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