• Australische Eigenheiten

    Natürlich ist Australien anders. Es ist das einzige Land, das gleichzeitig eine Insel und ein Kontinent ist. Es ist das einzige Land, in dem sich die meisten Tiere hüpfend fortbewegen.

    Aber was sind denn die kleinen Unterschiede im Alltag? Hier eine Liste von Dingen, die uns aufgefallen sind:

    Das Blinken im Kreisel

    Australier sind ja (zu einem gewissen Teil) Nachfahren der Engländer, der Könige der Kreisel.
    Zwar haben wir in Deutschland auch Kreisel (nicht halb so viel wie wir haben sollten, wenn ihr mich fragt) aber wir blinken ganz anders.
    Deutschland: Man fährt in den Kreisel ein und blinkt rechts genau vor der Ausfahrt aus dem Kreisel. So weiß jeder, dass man weiterfährt, wenn man nicht blinkt und dass man ausfährt wenn man blinkt.
    Australien: Kreisel sind in 99% der Fälle 4-way, also es gibt Ausfahrten nach oben, unten, rechts und links. Man signalisiert bei der Einfahrt durch Blinken, wo man hinfährt, als wäre der Kreisel eine Kreuzung. Also links blinken für die erste Ausfahrt, nicht blinken für die Zweite, rechts blinken für die dritte. Das ganze hat 2 Probleme, finde ich. Erstens gibt es keine Regelung für eine ganze Umrundung. Und zweitens muss man bei allen Autos im Kreisel darauf achten, was sie gemacht haben als sie eingefahren sind und wo sie eingefahren sind. Wenn man da nicht aufpasst, ist man gekniffen!

    Männershorts

    Ich weiß ja nicht wie, aber die Australier haben es geschafft, die Männershort auf einer nahezu unnatürlichen Kürze zeitlos im Kern der kontinentalen Mode zu etablieren. Was mir schon als Unterhose zu kurz wäre wird hier mit Boots und Achselshirt zur Arbeit getragen.

    Das Recht auf Feuer

    Wenn man zur richtigen Zeit durch z.B. das Northern Territory fährt, sieht man die “Fire Hazard” Zeichen, welche die Buschbrandgefahr abhängig von Hitze und Feuchtigkeit zeigen. (Meistens sind diese Zeichen von den Lokalen Holzhandlungen gesponsort – macht ja Sinn).
    Wir haben oft Schilder gesehen, welche die Buschbrandgefahr auf “Hoch”, “Extrem” oder sogar “Katastrophal” eingestuft haben.
    Kurz dahinter, wo man ein Schild vermuten würde, auf dem steht “Feuer ist absolut verboten, weil die Buschbrandgefahr so hoch ist” findet man dann statt dessen ein Schild auf dem steht: “Bitte Vorsicht beim Feuer machen”.
    Feuer scheint hier ein Grundrecht zu sein.

    Glut ist kein Feuer.

    Manchmal darf man kein Feuer machen. Auf Campingplätzen zum Beispiel. Da ich es auf einem der Plätze nicht wusste, ob es erlaubt oder verboten ist, ging ich fragen, ob ich meinen kleinen Kohlegrill anschmeissen darf, damit Kerstin Steak und Baked Potato zum Dinner kriegt.
    “Light a Barbie? Hmm, I don’t think so” sagte die Dame an der Rezeption.
    “I have this little grill and I use Heat Beads (Superheisse Grill Briketts.)”
    “Oh, Heat Beads? That’s not fire, is it. You can use those anywhere you like.”

    Achtung, Polizei!

    As ich ein kleiner Junge war, hatte meine Mutter einen R5. Ich erinnere mich noch dran, als wir auf dem Weg nach Steinbach waren, kam uns ein Auto entgegen und machte Lichthupe.
    “Wieso hat der Mann da geblinkt?” fragte ich meine Mutter.
    “Da steht bestimmt ein Blitzer oder so und er hat uns gewarnt.”
    Ich war damals mächtig beeindruckt, dass der Fremde sich mit uns gegen die Polizei verbündet hatte und uns ehrenvoll gewarnt hatte.
    Heute sieht man das in Deutschland selten. Vielleicht ist ja die Schadenfreude wichtiger, wenn ein anderer Teilnehmer des Bürgerkriegs, den wir Straßenverkehr nennen, erwischt wird.
    In Australien wird das noch gemacht. Hier warnt man noch vor Polizeikontrollen. Und zwar jeder. Und immer. Und überall.

    Warme Küche nur bis 9.

    Als ich 2003 mit dem Rucksack in Australien war bin ich darauf oft herein gefallen: Australier essen unglaublich früh. Ob die Restaurants sich nach den Gästen richten oder umgekehrt weiß ich nicht, aber es ist nicht unüblich, dass man um 21:15 kein offenes Restaurant mehr findet oder nur Imbisse und Bar Food verfügbar sind.
    Wir kochen hier ja im Campervan meistens selbst, aber gestern hatten wir wieder so einen Fall. Um 21:10 in ein Restaurant gelaufen und nach Essen gefragt. Die Kellnerin schaut uns mit einem Blick an, der sowas wie “Ihr armen Irren. Mitten in der Nacht Essen? Wo kommt ihr denn her?” beinhaltete und gab uns eine Art “Not-Bar-Essens-Karte”. Die Pizza auf der Karte war grandios – aber warum die Australier so früh zu Abend essen, weiß ich immer noch nicht.

    Bacon

    Wer auf die schwarzen Krebsschnitten aus England oder die standardisierten Farbstoffstreifen mit verdickten gesättigten Fetten der Amerikanischen Schweinefarmerindustrie steht, der wird in Australien nicht glücklich. Wer den kanadischen Bacon mag vielleicht schon eher.
    Denn Bacon in Australien ist anders. Dick geschnitten, so groß wie eine Handfläche, fleischig und meist leicht vorgegahrt ist der Bacon hierzulande mehr Schinken als Speck, mehr Fleisch als Schwarte.
    Und so lecker …

    Bring Schnaps mit!

    Australier trinken. Gerne. Viel und oft, zu jeder Tageszeit und jeder Gelegenheit. (Dabei habe ich in Australien noch nie einen Australier gesehen, der irgendwie unangenehm aufgefallen wäre wg. Alkohol.)
    Der öffentliche Umgang mit Alkohol ist hier natürlich sehr angelsächsisch: Sprit gibt’s nur bei speziellen Läden und dann nur, wenn man Schuhe anhat (barfuß saufen ist zu gefährlich, offenbar). Restaurants brauchen spezielle Lizenzen, um Alkohol ausschenken zu dürfen. Die sind teuer. Manche Restaurants haben daher ein BYO (Bring Your Own) Schild draußen hängen: Hier bringt man sich den Stoff einfach selbst mit. Manche verlangen ein Korkgeld, andere nicht.
    Wenn man sich mal dran gewöhnt hat, in eine Kneipe ne Flasche Wein mit zu bringen, dann ist es eigentlich ganz nett, zum Supermarktpreis in einem Restaurant zu trinken.

    Hab ich was vergessen? Andere australische Merkwürdigkeiten oder Albernheiten, die Euch schon aufgefallen sind? Lasst uns die Liste erweitern!